IB – International Baccalaureate – Lessing-gymnasium.eu

IB – International Baccalaureate

Das Lessing-Gymnasium ist nach Abschluss des Bewerbungsverfahrens im Februar 2007 von der International Baccalaureate Organisation (IBO) in Genf zur World School ernannt worden. Damit ist das Gymnasium im Moment eine von 11 staatlichen Schulen in Deutschland, an denen die Schüler zusätzlich zum Abitur das IB Diploma als international anerkannten Schulabschluss ablegen können.

Die Doppelqualifikation Abitur und IB stellt für die Schüler eine wertvolle Zusatzqualifikation für ein Studium im In- oder Ausland und den weiteren beruflichen Werdegang dar.

Mit Beginn der Jahrgangsstufe 12 treten die Schüler in den zweijährigen Bildungsgang ein. Sie erhalten während der Qualifikationsphase bis zu 25 Wochenstunden englischsprachigen Unterricht, der sie neben dem Abitur auch auf die weltweit einheitlichen Prüfungen der IBO vorbereitet.

Mit Beginn des Schuljahres 2007/2008 haben die ersten Schüler den Bildungsgang begonnen. Sie legen im Mai ihre IB Prüfungen ab.

Erfahrungen mit dem IB – Teil I
Informationen der IB-Koordinatorin Andrea Meinicke am Lessing-Gymnasium
Education for a global world Das International Baccalaureate Diploma (IB) als Zusatzqualifikation für Abiturientinnen und Abiturienten Andrea Meinecke
Es ist Freitagnachmittag 16:00 Uhr. Die meisten Schülerinnen und Schüler des Lessing-Gymnasiums im Süden von Köln sind bereits nach Hause gegangen, während eine Gruppe von Oberstufenschülerinnen und Schülern im Biologie-Fachraum experimentiert und Messdaten für den nächsten lab report erfasst. An anderen Nachmittagen in der Woche schreiben sie essays über den Arab Israeli conflict oder über macro economics, berechnen volumes of revolution, lesen Tolstoy und Flaubert, erarbeiten Präsentationen zur Theory of Knowledge und legen mündliche Prüfungen in verschiedenen Sprachen ab.		Nach ihrem eigenen Unterricht engagieren sie sich im Rahmen der individuellen Förderung der Schule oder bei den Schulsanitätern, trainieren Sportmannschaften, leiten Jugendgruppen oder sind für die SV oder die Schülerzeitung tätig. Sie haben sich vorgenommen das Lessing-Gymnasium mit zwei Schulabschlüssen zu verlassen und neben dem Abitur das IB Diplom abzulegen.

IB – Was ist das?
Das International Baccalaureate Diploma wurde 1968 als international anerkannte Hochschulzugangsberechtigung von der International Baccalaureate Organisation, einer privaten Organisation mit Sitz in Genf, entwickelt und verbindet Elemente vieler nationaler Bildungsgänge. Ähnlich wie in der gymnasialen Oberstufe bekommen die Schülerinnen und Schüler eine breite fachliche Grundlage (6 Prüfungsfächer) und werden durch Methoden des selbstständigen und kooperativen Arbeitens zum eigenverantwortlichen Lernen und kritischen Denken angeleitet. Zusätzlich betont das Curriculum die internationale Perspektive der einzelnen Fächer und erwartet von den Lernenden ein Engagement für die Gemeinschaft im sozialen und kreativen Bereich. Die Abschlussprüfungen sind weltweit einheitlich und können auf Englisch, Französisch oder Spanisch abgelegt werden. Es werden Prüfungen in 29 gesellschaftswissenschaftlichen, mathematisch – naturwissenschaftlichen oder künstlerischen Fächern sowie mehr als 100 Sprachen angeboten.		Ursprünglich wurde der an Universitäten auf der ganzen Welt gern gesehene Schulabschluss in erster Linie an privaten internationalen Schulen angeboten, um die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen eines Hochschulstudiums vorzubereiten. Heute sind von den knapp 2800 IB-Schulen in 138 Ländern mehr als die Hälfte staatliche Schulen. In Deutschland besteht derzeit an 35 Schulen die Möglichkeit das IB abzulegen, wobei die Zahl in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Neben den privaten International Schools, an denen die Schüler meist das IB oder einen nationalen Abschluss erreichen, gibt es mittlerweile auch 13 staatliche Schulen (die meisten davon in NRW), an denen die Schülerinnen und Schüler zusätzlich zum Abitur ein bilinguales IB Diplom erwerben können.

IB und Abitur – zwei Schulabschlüsse auf einmal
Um den Schülerinnen und Schülern den Erwerb der Doppelqualifikation Abitur und IB zu ermöglichen, müssen aus dem breiten Fächerangebot des IB diejenigen Fächer ausgewählt werden, deren Curriculum die größten Überschneidungen mit den Lehrplänen der Qualifikationsphase aufweisen, und die zum Profil der jeweiligen Schule passen. Da IB Kandidatinnen und Kandidaten sowohl die Anforderungen und Belegverpflichtungen für das Abitur als auch die für das IB erfüllen müssen, haben sie weniger Wahlmöglichkeiten und ca. 6 Wochenstunden Unterricht mehr als andere Abiturientinnen und Abiturienten, die sich im neunjährigen Bildungsgang befinden. Um die Arbeitsbelastung für die Lernenden angesichts der Stofffülle und der vielen zu erbringenden Leistungen überschaubar zu halten, wird eine einmal erbrachte Leistung, wo immer dies möglich ist, für beide Schulabschlüsse gewertet, so dass die Schülerinnen und Schüler z.B. ihre Facharbeit als Grundlage für den im IB verlangten extended essay nutzen können. Für das Lessing-Gymnasium bedeutet das IB einerseits eine konsequente Erweiterung des bilingualen Bildungsgangs, der an der Schule bereits eine lange Tradition hat. Die Schülerinnen und Schüler werden für das IB in den Fächern Deutsch, Englisch, Geschichte, Biologie, Mathematik und wahlweise Economics, Französisch, Italienisch oder Russisch geprüft. Sie erhalten zusätzlich zum normalen Oberstufenunterricht in den nichtsprachlichen Fächern Zusatzstunden, die sie auf die IB spezifischen Inhalte und Methoden vorbereiten und in den nicht bilingualen Fächern die notwendige englischsprachige Terminologie einführen.		Desweiteren erhalten die Lernenden Unterricht in Weltliteratur und Erkenntnistheorie und bekommen damit je nach Fächerwahl bis zu 22 Wochenstunden Unterricht in englischer Sprache. Andererseits profitiert auch die Schule vom Engagement der IB Kandidatinnen und Kandidaten, denn durch die 150 Stunden im Bereich CAS (Creativity, Action, Service), die für den IB Abschluss ableistet werden müssen, bereichern sie das Schulleben u.a. durch die individuelle Förderung jüngerer Schülerinnen und Schüler. Natürlich bringt die Integration zweier Bildungsgänge auch einige organisatorische Herausforderungen mit sich. Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer müssen versuchen die vielfältigen Anforderungen unter einen Hut zu bekommen, der Stundenplan muss die hohe Zahl an Unterrichtsstunden für den IB Abschluss ermöglichen, und die Abiturientinnen und Abiturienten müssen teilweise Abiturklausuren und IB Prüfungen in verschiedenen Fächern an einem Tag bewältigen, da die Termine für beide Prüfungen zentral festgelegt werden.

Und warum der ganze Stress?
Im Zeitalter der Globalisierung sind vor allen Dingen Studiengänge mit internationaler Ausrichtung bei den Schülerinnen und Schülern sehr begehrt. Besonders Universitäten im englischsprachigen Ausland nehmen Schulabgänger mit IB Diplom bevorzugt auf, da sie die Qualifikationen der Bewerberinnen und Bewerber aufgrund der Einheitlichkeit der Prüfungen gut einschätzen können. Aber auch Hochschulen im Inland tendieren dazu, nicht mehr nur auf den numerus clausus der Schulabgänger zu achten, sondern sich in Bewerbungsgesprächen und Assessment Centern ein eigenes Bild von den Kandidaten zu machen. Schülerinnen und Schüler, die mit dem Abitur und dem IB zwei Schulabschlüsse vorweisen können, haben für solche Bewerbungen eine optimale Ausgangsposition. Darüber hinaus sind sie durch die breite fachliche Basis sowie die erworbenen fremdsprachlichen Kompetenzen und methodischen Fähigkeiten sehr gut auf ein Hochschulstudium vorbereitet. Nicht zuletzt kann das IB auch bei der Bewerbung um ein Stipendium helfen.		Natürlich ist der Erwerb des IB zusätzlich zum Abitur nicht für alle Schülerinnen und Schüler der Oberstufe zu empfehlen. Man muss schon bereit sein viel Zeit in die Schule zu investieren und Spaß am Lernen haben. Eine hohe Motivation und Leistungsbereitschaft sowie gute Englischkenntnisse sind dabei wichtiger als hervorragende Zeugnisnoten. Diese Leistungsbereitschaft hat der erste IB Jahrgang des Lessing-Gymnasiums bewiesen und zwei anstrengende Jahre erfolgreich überstanden. Nach zahllosen essays, reports, Präsentationen und mündlichen Prüfungen sowie 14 Abschlussklausuren im IB halten 15 Schülerinnen und Schüler nun ihre IB Diplomzeugnisse in Händen. Sie haben die IB Prüfungen zeitgleich mit ca. 40000 anderen Schülerinnen und Schülern auf der ganzen Welt abgelegt und haben sogar besser abgeschnitten als der Durchschnitt der IB Schüler, obwohl sie mit dem IB Diplom und dem Abitur zwei Schulabschlüsse erworben haben.

Erfahrungen mit dem IB – Teil II
Fragen und Antworten eines ehemaliger „IB-lers“ an unserer Schule
Markus Lesser ist ehemaliger Schüler des Lessing-Gymnasiums und studiert General Management, Studienrichtung Wirtschaftsrecht, an der European Business School Schloss Reichartshausen in Oestrich-Winkel.

1. Warum hast du dich dazu entschlossen in der Qualifikationsphase zusätzlich den IB Bildungsgang zu belegen?		Ich habe mich aus verschiedenen Gründen für den zusätzlichen IB Bildungsgang entschieden. Zum einen, um meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, da ich bereits in der Unter- und Mittelstufe bilingual unterrichtet worden bin und somit mit zusätzlichen Aufgaben gut und gerne zurechtgekommen bin. Zum anderen, natürlich um meine Kenntnisse in Englisch zu festigen und eine Zusatzqualifikation zu erreichen, die nicht jeder Abiturient vorweisen kann.

2. Hattest du das Gefühl, dass deine Leistungen für das Abitur durch die Zusatzbelastung gelitten haben?		Nein, im Gegenteil. Da ich Fächer wie Mathematik, Englisch, Biologie, Geschichte und Wirtschafts-/Sozialwissenschaften sowohl im IB als auch im Abitur belegt habe, konnte ich mein Wissen besser festigen, das Gelernte häufiger anwenden und im Unterricht mehr in die Breite UND Tiefe gehen. Das hat sich dann letztendlich auch in meinen Abiturnoten und IB-Punkten widergespiegelt.

3. Hat das IB Diplom sich bei deiner Bewerbung auf einen Studienplatz positiv ausgewirkt?		Da an meiner Uni kein besonderer Numerus Clausus, sondern nur das bestandene Abitur relevant war, hat sich das IB Diplom auch nicht direkt positiv auf meine Bewerbung ausgewirkt. Indirekt jedoch umso mehr, da ich durch das breitere Wissen in Mathematik und Englisch sehr gut im uniinternen Bewerbungstest abschließen konnte.

4. Hast du das Gefühl, dass die Inhalte, Methoden und Sprachkenntnisse, die du durch den IB Bildungsgang erworben hast, für dein Studium von Vorteil sind?		Da an meiner Uni beinahe alle Vorlesungen auf Englisch gehalten werden und mein Studiengang dem Studiengang der BWL sehr nahe kommt, helfen mir meine Englischkenntnisse im Allgemeinen und insbesondere im Fach Mathematik, da mir die Grundbegriffe dank des IBs schon bekannt sind. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass man während der Schulzeit durch das IB eine große Anzahl an Vortragen hält und Projekte bearbeitet, was dazu führt, dass man seine Fähigkeit Präsentationen zu halten wie von selbst verbessert.

5. Welchen Schülerinnen und Schülern würdest du die Belegung des IB Bildungsgangs empfehlen?		Vermutlich werden die meisten Leser denken, dass nur sehr strebsame und fleißige Schüler den zusätzlichen IB Bildungsgang belegen sollten. Einerseits stimmt das natürlich, da man in sehr kurzer Zeit sehr viel Stoff zu verarbeiten hat. Andererseits darf man, meiner Ansicht nach, den Spaß am Schülerdasein nicht verlieren und nicht sein Leben für das Abi und das IB aufgeben. Die Eigenschaften, die man aber auf jeden Fall mitbringen sollte, sind Ehrgeiz, Disziplin, gutes Zeitmanagement, Durchhaltevermögen und viel Humor, da es doch mit viel Spaß verbunden ist, zusammen mit einer kleinen Gruppe von Mitschülern freiwillig(!!!) viel Zeit in der Schule zu verbringen. Und für alle Schüler, die sich nun denken, „Wenn ich das IB mache, habe ich gar keine Freizeit mehr“, muss ich sagen, dass ich es auch geschafft habe, neben 38 Schulstunden in der Woche, als Vereinsspieler aktiv Fußball zu spielen, als Trainer selbst eine Mannschaft zu trainieren, ins Fitnessstudio zu gehen und meine Freunde und Freundin mit all diesen Aktivitäten unter einen Hut zu bekommen.